Für die heutige Wissenschaft ist Autismus nicht heilbar. Es liegen nur wenige Studien vor, die die Entwicklung von Personen im Autismus-Spektrum bis ins Erwachsenenalter untersucht haben. Jedoch kann bei entsprechender Unterstützung, wie z. B. Beratung von Eltern und Betroffenen, autismusspezifischer Therapie und Förderung sowie Gestaltung einer autismusfreundlichen Umgebung, eine wesentlich günstigere Prognose bezüglich der Teilhabemöglichkeiten und der Vermeidung von Begleit-erkrankungen erzielt werden. Verbesserungen zeigten sich im Verlauf u.a. in der Entwicklung von prosozialem Verhalten und in den kognitiven Fähigkeiten. Viele Betroffene sind dennoch lebenslang auf die Betreuung und Unterstützung von ihrer Familie oder Institutionen angewiesen, auch im Bereich des Asperger-Syndroms oder bei high-functioning-Autismus. Lediglich ca. 15-25% führen ein relativ unabhängiges Leben mit Freunden und Berufstätigkeit. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die intellektuellen Voraussetzungen. Personen mit einem IQ < 50 haben deutliche Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung und auch bei einem IQ zwischen 50 und 70 ist ein unabhängiges Leben für die Betroffenen praktisch immer noch unmöglich. Ab einem IQ > 70 (Normalbereich) hängt die Fähigkeit, selbständig leben zu können, stark von den sprachlichen Kompetenzen sowie vom stereotypen Verhalten ab (z.B. Abschluss einer Berufsausbildung, Alltagsbewältigung).

Untersuchungen von Prädiktoren für den Therapieerfolg zeigen, dass ein höherer Ausgangs-IQ, eine weniger starke autistische Symptomatik sowie Ansätze zu gemeinsamer Aufmerksamkeit vor der Therapie mit besseren Therapieerfolgen einhergehen. Die Sprachentwicklung ist der wichtigste Prädiktor für die psychosoziale Adaptation von Betroffenen (z.B. Anpassung an neue oder veränderte soziale/ emotionale Umstände, Umgang mit Herausforderungen). Die Voraussetzungen für die Entwicklung von kommunikativer Sprache können gezielt trainiert werden, z.B. das Herstellen gemeinsamer Aufmerksamkeit, Orientierung an Regeln und sich wiederholenden Abfolgen, Blickkontakt halten, Imitation des sprachlichen und nonverbalen Kommunikationsverhaltens. Etwa 25-50% aller Personen im Autismus-Spektrum zeigen trotz intensiver Förderung keine Ansätze zur produktiven Sprache. Für Kinder mit einem Entwicklungsalter unter 12 Monaten oder einem IQ < 30 sind die erprobten Therapieformen nicht sinnvoll einzusetzen.

Autismusspezifische Interventionen sollten möglichst früh eingesetzt werden, um die Familie und das Umfeld aufzuklären und dadurch im Umgang mit dem Betroffenen zu unterstützen, die Teilhabe und Integration bereits ab dem Kita-Alter zu fördern, langfristig eine möglichst selbständige Lebensführung zu erreichen und einer Chronifizierung von Symptomatiken oder dem Auftreten komorbider Störungen vorzubeugen.

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