Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)

Autismus wird in der noch aktuell gültigen ICD 10 (anerkannte Klassifikation medizinischer Diagnosen der Weltgesundheitsorganisation WHO) unter F84 als tiefgreifende Entwicklungsstörung beschrieben und beinhaltet sowohl Veränderungen in der neuronalen als auch in der psychischen Entwicklung. Die ICD 10 soll in den nächsten Jahren von der ICD 11 abgelöst werden. In der ICD 10 wird noch zwischen frühkindlichem Autismus, Asperger-Syndrom und atypischem Autismus unterschieden. Die verschiedenen Störungsbilder lassen sich jedoch immer schwerer voneinander abgrenzen, da auch zunehmend leichtere Formen diagnostiziert werden. Zudem gibt es einen großen Umfang an Symptomen, Fähigkeiten und verschiedene Niveaus von leichten Beeinträchtigungen bis hin zur Schwer- oder Mehrfachbehinderung, sodass wir heute von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) als Oberbegriff für das gesamte Spektrum autistischer Störungen sprechen. Im Mittelpunkt aller Autismus-Spektrum-Störungen stehen insbesondere Symptome in folgenden drei Bereichen:

 

MotAutismus-Spektrum-Störungen sind eine Kombination von spezifischen Beeinträchtigungen und Auffälligkeiten in der Entwicklung und im Verhalten eines Menschen, die meistens schon im Säuglings- und Kleinkindalter auftreten und von alterstypischen Mustern abweichen. Beispielsweise kommt es zu Problemen beim Essen und Schlafen oder zur Entwicklung selbststimulierender Verhaltensweisen (sog. Stimming) bis hin zu Auto- oder Fremdaggressionen. Kinder bestehen z. B. zwanghaft auf eine bestimmte Ordnung oder verweigern das Tragen bestimmter Kleidung. Sie fallen durch wiederholendes Verhalten und durch sprachliche Äußerungen auf. Die intellektuelle Begabung reicht von geistiger Behinderung bis hin zu hoher Intelligenz. Manchmal zeigen sich erstaunliche Begabungen in Teilleistungsbereichen, wie Rechnen, Musik, oder anderen Gebieten. Bei betroffenen Menschen spricht man dann von Inselbegabung und Spezialinteressen. Je nach Ausprägung des Störungsbilds kann es aber auch zu schwerwiegenden und überdauernden Problemen kommen, die eine individuelle und selbständige Lebensgestaltung erschweren oder gar unmöglich machen.

Menschen mit einer Autismus-Sektrum-Störung sind neurodivergent. Neurodivergenz bedeutet, dass das Gehirn Sinnesreize und Informationen anders als die Mehrheit der neurotypischen Menschen verarbeitet. Sie haben in vielfältiger Weise Schwierigkeiten, am Leben in der Gemeinschaft teilzuhaben und sich in unserer, für neurotypische Menschen ausgelegte, Gesellschaft zurechtzufinden.  Diese Funktionsunterschiede äußern sich, z. B. in der Kommunikation, Motorik, Emotionalität und Interaktion. Die Auswirkungen werden, je nach Ausprägung, teilweise von der Außenwelt kaum wahrgenommen. Die Betroffenen selbst erbringen dann aber sehr energieaufwändige Kompensationsleistungen (sog. Masking), die mit belastenden Einschränkungen im Sozial- und Arbeitsverhalten verbunden sind und auch negative Auswirkungen auf das Befinden und die Gesundheit haben können (Stichwort Autistischer Burnout).

Betroffene Menschen können in der Regel verschiedene Reize und Eindrücke der Außenwelt über die verschiedenen Sinneskanäle im Gehirn weniger schnell und gut zu einem sinnvollen Ganzen verarbeiten. Diese veränderte Wahrnehmung führt häufig dazu, dass die Betroffenen ihre Umwelt als verwirrend und chaotisch wahrnehmen. Daraus ergeben sich zahlreiche Verhaltensabweichungen im Vergleich zu neurotypischen Menschen, welche für Bezugspersonen im täglichen Umgang sehr belastend sein können. Neben Problemen in der Wahrnehmungsverarbeitung treten häufig Störungen in der Planung und Umsetzung von Handlungsabläufen auf.

Trotz umfangreicher Forschungsarbeiten gibt es noch kein vollständig schlüssiges Modell über die Entstehungsursachen autistischer Störungen. Fest steht jedoch, dass eine starke genetische Grundlage besteht und die Vererbbarkeit schätzungsweise 70-80% beträgt. Impfungen und elterliches Erziehungsverhalten wurden eine Zeit lang als Auslöser für eine ASS diskutiert, konnten aber eindeutig widerlegt werden. Jungen sind, je nach Differenzialdiagnose, von frühkindlichem Autismus drei- bis viermal häufiger und von Asperger-Syndrom sogar sieben- bis achtmal häufiger betroffen als Mädchen. Autismus tritt in verschiedenen Nationalitäten und sozialen Schichten auf.

Autismus wird auf Grundlage umfangreicher Beobachtungen und Verhaltensbeurteilungen sowie mittels Testinstrumenten diagnostiziert. Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, die in den Leitlinien näher bezeichnet sind, um von einer Autismus-Spektrum-Störung zu sprechen.

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